Hallo Heiko. Du bist nun seit anderthalb Jahren Mitglied im BOKENNER KLUB. Wie ist es dazu gekommen?
HB: Ich bin damals von Michael Jost aus der VfL-Vertriebsabteilung über den BOKENNER KLUB informiert worden und habe sofort gerne mitgemacht. Das ist eine super Sache. In meiner Freiburger Zeit habe ich schon eine ähnliche Aktion unterstützt, die Nachwuchsförderung lag mir schon immer sehr am Herzen.
Der BOKENNER KLUB unterstützt den Nachwuchs. Wie wichtig ist es deiner Meinung nach, dass die Talente Unterstützung durch Unternehmen und auch Privatpersonen erhalten?
HB: Enorm wichtig, und das wahrlich nicht nur aus finanziellen Gesichtspunkten. Man ist in Bochum ja mitunter auch darauf angewiesen, aus eigenen Talenten Profis zu formen und da wird gerade hier beim VfL sehr gute Arbeit geleistet. Da gibt es ja viele Beispiele. Leon Goretzka gehört dazu, aber auch aktuell Selim Gündüz und Onur Bulut sowie Andreas Luthe und Patrick Fabian, die schon länger dabei sind. Und in unserem Talentwerk sind noch viele weitere talentierte Spieler zu finden.
Der VfL Bochum 1848 hat dich 2005 zum Profi gemacht, nach Zwischenstationen in Freiburg und Frankfurt bist du 2013 ins Revier zurückgekehrt und hast auch deine aktive Laufbahn hier beendet. Was bedeutet dir der VfL?
HB: Sehr viel. Hier ist mir der Einstieg ins Profigeschäft ermöglicht worden und ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt. Im Grunde wäre ich auch gerne dauerhaft geblieben, aber man weiß eben, dass es im Fußball manchmal sehr schnell geht. Rückblickend war es für mich persönlich richtig, eine neue Herausforderung zu suchen. In Freiburg hatte ich eine erfolgreiche Zeit, dass ich später dann wieder nach Bochum zurückkehren konnte, war wie ein Sechser im Lotto für mich. Ich wollte ohnehin auch privat in dieser Stadt leben, in dieser Hinsicht ist alles so gelaufen, wie ich es mir erträumt habe.
Warum genau war es richtig, 2007 wieder zurück in den Süden Deutschlands zu wechseln?
Der VfL spielte zum damaligen Zeit in der Bundesliga und für mich kam das, glaube ich, noch etwas zu früh. Der schnelle Aufstieg von der Regionalliga in die Bundesliga war für mich eine unheimlich große Sache, da hatte ich es schwer, konstant und dauerhaft zu spielen. Von daher bin ich den Schritt zurück in die 2. Bundesliga gegangen, um wieder Fuß zu fassen. Im Endeffekt hat das alles so geklappt, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich konnte mich schneller entwickeln, als wenn ich hier auf der Bank gesessen oder unregelmäßige Einsätze gehabt hätte.
Armin Veh traute dir schon damals bei der Eintracht aus Frankfurt den Sprung ins Trainergeschäft zu, auch unter Peter Neururer warst du so etwas wie der verlängerte Arm des Coaches. War dein Weg an die Seitenlinie vorbestimmt?
Das Urteilen über mich überlasse ich lieber anderen Personen. Aber ich habe mich schon immer für die Trainerarbeit interessiert, bei allen meinen Vereinen. Es stimmt, ich hatte mal ein langes Gespräch mit Armin Veh, der mir geraten hat, den Trainerschein zu machen, weil ich vom Typ her gut passen würde. Er hat mir auch mit 31 Jahren einen Co-Trainer-Job angeboten, aber das war mir noch zu früh. Ich wollte noch zwei, drei Jahre spielen. Dass es jetzt beim VfL, in meiner neuen alten Heimat, mit dem Einstieg geklappt hat, ist für mich perfekt.
Als Co-Trainer der U16 bist du nun für das Talentwerk mitverantwortlich.
Das ist ein klasse Einstieg für mich, ich bin immer hautnah dabei. Man schaut hinter die Kulissen und sieht, wie vielschichtig die Arbeit als Trainer, vor allem mit Jugendlichen, ist. Die Spieler befinden sich gerade in einem sportlich interessanten Alter und es wird viel von ihnen verlangt. Sie müssen neben dem Sport noch zur Schule und auch die soziale Entwicklung wird hier sehr ernst genommen. Es ist spannend, das alles unter einen Hut zu bekommen und zu koordinieren. Dabei möchte ich gerne helfen.
Wie sieht deine langfristige Planung als Trainer aus? Siehst du dich auf Dauer im Nachwuchsbereich oder würdest du auch gerne im Seniorenfußball coachen?
Das Ziel ist der Profibereich, ganz klar. Ich weiß, dass das zwar sehr ambitioniert ist, aber ich bin ehrgeizig und setze mir lieber hohe Ziele.
Du bist selbst relativ spät, genau gesagt mit 24 Jahren, zum Profi geworden. Bist du ein gutes Beispiel dafür, dass sich Ehrgeiz und Hartnäckigkeit am Ende auszahlen?
Das stimmt. Ich besitze einen ausgeprägten Ehrgeiz, doch gehört auch ein gewisses Talent und immer auch etwas Glück dazu. Dass man verletzungsfrei bleibt und in den richtigen Momenten seine Leistungen abruft, zum Beispiel. Ich bin einen eher ungewöhnlichen Weg gegangen, heutzutage muss man ja fast schon mit 18 oder 19 fest zum Profikader gehören.
Ist so ein „später“ Aufstieg heute also kaum mehr möglich?
Heutzutage ist das unglaublich schwer. Nach der desaströsen Phase der Nationalmannschaft um 2000 herum hat sich die Jugendförderung hier bei uns erheblich verbessert. Die Spieler stoßen heute viel eher in den Profibereich. Ich glaube aber auch, dass die Karrieren dieser Spieler nicht mehr so lange dauern, wie in vergangenen Spielergenerationen. Die Zeiten haben sich diesbezüglich geändert.
Du siehst die Nachwuchskicker tagtäglich im Training. Was ist anders als zu deiner Zeit, zumal du ja damals noch nicht in einem Leistungszentrum ausgebildet wurdest?
Ich hatte damals zwei-, dreimal die Woche Training auf Asche, unsere U16 zum Beispiel hat jetzt fünfmal Training plus Einheiten im Kraftraum und noch ein Spiel auf Rasen. Gerade die Infrastruktur hat sich geändert. Bei all den Vorteilen müssen wir unseren Spielern auch beibringen, dieses Privileg wertzuschätzen und das unheimlich Viele gerne mit ihnen tauschen würden. Aber wir müssen gleichzeitig realistisch sein und äußern, dass es nicht alle in den Profibereich schaffen werden. Ein paar Spieler pro Jahrgang können es dennoch packen und da sind die Chancen hier in Bochum selbstverständlich größer als zum Beispiel bei den Nachbarvereinen aus der Bundesliga. Hier kann man als junger Spieler den Sprung schaffen und schon früh mit den Profis trainieren. Das spricht auf jeden Fall für den VfL!